Farbstoffe

Dorothea Fischer färbte über 30 Jahre mit Pflanzen. Sie hatte sich umfassendes Wissen angeeignet, erprobte unzählige neue Rezepturen, bekam Tipps und Rezepte von Färbern aus aller Welt und fand andere in alten Schriften.

Ihr zweites um 110 Rezepte erweitertes Färbebuch geht weit über die gebräuchlichen und im Handel erhältlichen Färbepflanzen, wie Krapp, Rotholz, Birkenblätter usw. hinaus. Dorothea Fischer lässt uns ahnen, welch unendliche Vielfalt von Pflanzen sich zum Färben eignet. Viele heimische Färbepflanzen kann man auch selbst sammeln oder anbauen. Wer hat schon so „exotische“ Pflanzen wie Blaukohl und Rotkohl zum Färben verwendet?

Das Färben mit Pflanzen ist für alle, die es jemals erlebt haben, unvergesslich. Es ist ein Genuss für alle Sinne.

Viele der verwendeten Blätter, Kräuter und Hölzer duften schon im trockenen Zustand und erst recht, wenn sie im Wasser erhitzt und gekocht werden.

Kommt die Wolle oder Seide  dann ins Färbebad, so sieht man die langsam aufziehende, sich stetig wandelnde Farbe, die beim Herausnehmen immer wieder aufs Neue mit ihrer Schönheit, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit überrascht.

Dorothea Fischer beschreibt in ihrem Buch: „Wolle und Seide mit Naturstoffen färben“ eindrucksvoll und verständlich das Sinnenerlebnis und den Spaß beim Färben. Sie lässt gelegentlich philosophische Gedanken einfließen und gleich daneben geht es sachlich und klar wie in einem Kochbuch weiter.

Die Farben sind wie das Färbematerial nie identisch. Kleinste Variationen beim Wachstum, wie mehr oder weniger Sonne oder Regen führen zu intensiver oder weniger intensiv färbenden Pflanzen. So birgt jeder Färbevorgang Überraschungen. Aber immer sind die Farben schön. Auch die fertige Farbe wird sich langsam verändern, blasser oder dunkler werden.

Diese Alterung sollte man nicht als Fehler, sondern als natürlich begreifen und genießen. Wenn ich ein leuchtendes Krapprot sehe, denke ich oft an das herrliche Dunkelbraunrot alter afghanischer Teppiche, deren Rot früher einmal auch so leuchtend gewesen ist.